Project Name:

Reallabor Zekiwa Zeitz (RZZ)

Project details:
Project Partners:
1. Stadt Zeitz, Hochschule Anhalt, Stiftung Bauhaus Dessau, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Forum Rathenau, Burg Giebichenstein KHS Halle
Project Type:
Industriebrache reaktivieren/energetische Sanierung/ Erneuerung
Size of property: 4,8 ha
Project Duration: 2024 – 2027
Contact:
Stadt Zeitz
Altmarkt 1
06712
Zeitz
Hochschule Anhalt
Bernburger Str. 55
06366
Köthen (Anhalt)
e-mail:
info@reallabor-zekiwa-zeitz.de

Project Description

Das Vorhaben ist im Süden Sachsen-Anhalts verortet. Eine Region, die seit Jahrzehnten von Transformationsprozessen geprägt ist und die Herausforderungen des Kohleausstiegs aktiv annimmt. Kern der Projektregion sind die Stadt Zeitz und der Burgenlandkreis. Wirtschaftliche Umbrüche, Überalterung der Bevölkerung und die anstehende Schließung von Braunkohlegruben hinterlassen tiefe Risse in der Region und Gesellschaft, die es zu überwinden gilt. Die Region muss sich auf nachhaltige Wirtschaftszweige wie erneuerbare Energien, Tourismus und Technologie konzentrieren. Investitionen in Bildung, kultureller Teilhabe und Infrastruktur sind entscheidend, um

die Lebensqualität zu verbessern und Arbeitsplätze zu schaffen. Das reiche kulturelle und industrielle Erbe von Zeitz bietet vielfältige Möglichkeiten, insbesondere auf dem ehemaligen ZEKIWA-Gelände – der früheren Zeitzer Kinderwagenfabrik, einst die größte ihrer Art in Europa – ein nachhaltiges Modellareal, das NEB-Reallabor, entstehen zu lassen. Das Projekt wird von einer Vielzahl von Akteuren getragen, darunter die Bürgerschaft, Stadtverwaltung, politisch Verantwortliche, Initiativen, Vereine und Institutionen aus Wissenschaft, Bildung, Kunst und Kultur. Ihr gemeinsames Ziel ist es, durch das Reallabor Zekiwa Zeitz (RZZ) einen Wandel im Quartier des ZEKIWA-Areals hin zu – “Bauen, Leben und Arbeiten in der Zukunft” – zu schaffen.

Das gesamte Projekt gliedert sich in fünf Arbeitspakete.

Project Goals

Das Projekt „Reallabor Zekiwa Zeitz“ strebt die Schaffung eines nachhaltigen Modellareals auf dem ehemaligen ZEKIWA-Gelände in Zeitz, Burgenlandkreis, an. Es soll ein Reallabor für zukunftsfähige Energieeffizienz und Kreislaufinnovationen für Bauen, Wohnen und Arbeiten, im Rahmen eines inklusiven Stadtumbaus, sein. Das Ziel ist es, das Reallabor Zekiwa Zeitz zu einem nutzungsoffenen und robusten Modell für ästhetisch vorbildliches und nachhaltiges, zirkuläres und klimaneutrales Bauen in einem Industriedenkmal zu machen. Das Projekt steht im Einklang mit dem Green Deal und den Kriterien des New European Bauhaus und wird als Katalysator für Fragen der Diversität und Inklusion in der

Gesellschaft wirken. Im Projekt RZZ gliedert sich die inhaltliche Arbeit in fünf zentrale Arbeitspakete (AP), an denen verschiedene Verbundpartner mit jeweils klar definierten Zuständigkeiten beteiligt sind.

Im AP1 liegt der Schwerpunkt auf dem Projektmanagement, der Steuerung sowie der übergreifenden Koordination des Vorhabens. Die Hochschule Anhalt (HSA) übernimmt dabei die zentrale Verantwortung für die Administration, das Projektmanagement und die Steuerung des Gesamtprojekts. Auch das Forum Rathenau e. V. ist in diesem Arbeitspaket aktiv und bringt sich insbesondere in den Bereichen Kommunikation sowie in der Entwicklung eines tragfähigen Nutzungs- und Betreiberkonzeptes für das RZZ ein. Ergänzend übernimmt die Stiftung Bauhaus Dessau (SBD) mit der Konzeption eines öffentlich zugänglichen „Raum der Möglichkeiten“ eine gestalterische Komponente zur Attraktivierung des Areals. Dieser Raum soll allen Akteuren auf dem Gelände offenstehen.

Das AP2 hat als Zielsetzung die Einbindung der Zeitzer Bevölkerung in den Stadterneuerungsprozess und der digitalen Teilhabe. Eine der aktuellen Herausforderungen ist, den Strukturwandel im Zeichen des Green Deal als zukunftsgewandten und fortlaufenden Prozess in seiner ganzen Vielfalt positiv in der Gesellschaft zu befördern und zu verankern. Für diesen Wandel bedarf es mehr als nur ökonomischer und technologischer Anreize in den Arbeitswelten und dem Bausektor, denn die Prozesse verlaufen nicht linear. Die HSA ist hier für die Entwicklung einer Bürger:innen-App verantwortlich, die der aktiven Einbindung der Zeitzer Bevölkerung in Stadterneuerungsprozesse per digitaler Abstimmung dient. Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) verantwortet die wissenschaftliche Begleitforschung. Im Rahmen des „NEB-Archivs“ dokumentiert die MLU den Projektverlauf systematisch und stellt Bezüge zu anderen NEB-Initiativen auf europäischer Ebene her. Das Archiv fungiert nicht nur als Dokumentationsort, sondern auch als Plattform und Netzwerk, das Zeitz und das ZEKIWA-Areal zu einem Zentrum für transnationalen Austausch macht. Dabei stehen architektonische Lösungen und regionalentwicklungsbezogene Innovationen im Vordergrund. Die SBD ist mit mehreren bildungsbezogenen Vorhaben in AP2 eingebunden. Sie verantwortet inklusive, generationenübergreifende Bildungsformate an der Schnittstelle zur beruflichen Ausbildung, die in Kooperation mit Schulen, Bildungsträgern und Betrieben umgesetzt werden. Der Ansatz soll 2026 in einem europaweiten Summercamp mit internationalen Hochschulen eine sichtbare Ausstrahlung erhalten. Einen künstlerischen Zugang zur Nachhaltigkeit verfolgt die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle (BURG) mit der Einrichtung von „Transfer-Residenzen“. Kunstschaffende erhalten hier Raum für co-kreative Ideenentwicklung, die in partizipativen Formaten wie Workshops und Ausstellungen einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden. Ziele sind ästhetisch ansprechende und sozial inklusive Nachhaltigkeitsstrategien für Zeitz.

Im AP3 werden technische Innovationen im Bereich nachhaltiger Materialien, Fassadenlösungen und digitaler Werkzeuge bearbeitet. Die HSA entwickelt in diesem Rahmen alternative Fassadenmaterialien aus Rezyklaten, klimaadaptive Fassadenlösungen sowie vertikale Wildgärten. Ergänzt wird dies durch exemplarische Möbelbau-Innovationen. Außerdem wird eine Materialdatenbank aufgebaut, die in die Bürger:innen-App integriert ist, und ein digitaler Zwilling zur Darstellung möglicher Nutzungsszenarien für das ZEKIWA-Areal entwickelt. Das Forum Rathenau e. V. bringt in diesem Zusammenhang seine Expertise zur Kohlenstoffkreislauf-Strategie des Mitteldeutschen Reviers ein und wirkt an der überregionalen Einbindung des Projekts mit.

Im AP 4 wird das denkmalgeschützte Industriegebäude ZEKIWA aus der Gründerzeit, in Verbindung mit dem ehemaligen Hauptgebäude, modellhaft und schrittweise Revitalisiert. Es fungiert als Anker im Stadtraum und identitätsstiftendes Element in der Zeitzer Unterstadt. Die Bausubstanz wird gesichert, die räumlichen Potenziale werden geprüft und das Gebäude technisch und finanziell realisierbar ertüchtigt und ergänzt. Dieser Prozess wird mit innovativen Ansätzen verbunden und hinterfragt klassische Sanierungs- und Vermarktungsstrategien hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit. Entwickelt werden flexible Um- und Ausbauszenarien für gemischte Nutzungen und robuste Räume, die etablierte und neue Nutzergruppen gleichermaßen ansprechen. Ziel ist ein Paradigmenwechsel hin zu minimalinvasiven Eingriffen mit maximaler Wirkung und größtmöglicher Offenheit für künftige Anforderungen. In der Konzeptphase wurden bereits Low- und HighTech-Lösungen vergleichend geprüft, energie- und TGA-Konzepte entworfen, innovative Materialien simulativ getestet und bestehende Regelwerke hinterfragt. Die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft (Wiederverwendung, Up- und Recycling, nachwachsende Rohstoffe) bilden dabei eine zentrale Grundlage.

Die wissenschaftlich und partizipativ entwickelten Erkenntnisse aus AP3 werden in AP4 konkretisiert und in der Realität angewendet. In einem kreativen Werkstatt- und Wettbewerbsverfahren werden Planungsansätze generiert und Co-Creation in Planungs- und Entscheidungsprozesse integriert.

Die Erkenntnisse der Konzeptphase begleiten, dokumentieren und evaluieren den gesamten Planungs- und Bauprozess der modellhaften Revitalisierung.

Für die Erdgeschossbereiche werden temporäre Nutzungsszenarien entwickelt. Der „Raum der Möglichkeiten“ wird dabei stufenweise ausgebaut und in allen Leistungsphasen durch die Hochschule Anhalt fachlich betreut.

Das AP4 gliedert sich in folgende Teilbereiche:

AP 4.1 – Um- und Ausbau-Szenarien für die ZEKIWA-Bestandsgebäude
AP 4.2 – Innovative nachhaltige Energie- und TGA-Konzepte
AP 4.3 – Neue Wege in der Denkmalpflege
AP 4.4 – Modellhafte bauphysikalische Berechnungen innovativer Materialien und Konstruktionen
AP 4.5 – Modellhafte Revitalisierung des ZEKIWA-Areals (Teilbauprojekte A-E)
AP 4.6 – Temporäre und permanente Raumnutzung in den Erdgeschossen

Im AP5 bildet die Akteurswerkstatt das zentrale Instrument zur partizipativen Entwicklung des ZEKIWA-Areals. Ziel ist es, lokale und regionale Akteure aktiv in einen co-kreativen Prozess einzubinden, der eine ressourcenschonende, produktive und gemeinwohlorientierte Quartiersentwicklung ermöglicht. Das Areal wird dabei in einen größeren landschafts- und stadträumlichen Zusammenhang gestellt, um seine ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Potenziale umfassend zu aktivieren.

In einem mehrstufigen Verfahren werden zunächst vorhandene Akteursstrukturen analysiert und gemeinsam Ideen und Nutzungsperspektiven erarbeitet. Ein begleitender Lernprozess sowie Formate des Wissensaustauschs stärken das gemeinsame Verständnis für nachhaltige Transformation. Ziel ist die Etablierung tragfähiger Kooperationen, die sich in konkreten (Zwischen-)Nutzungen und sichtbaren Zeichen im Stadtraum niederschlagen.

Thematische Schwerpunkte liegen auf der Entwicklung zirkulärer Energie- und Stoffstrukturen (z. B. solare Freiflächen, Flusswärme, multicodeierte Energieflächen), der Aktivierung ökologischer Potenziale (u. a. Biodiversitätsflächen, Regenwassermanagement, Phytoremediation) sowie der gestalterischen Qualifizierung des öffentlichen Raums. Ein flexibler Rahmenplan entsteht als informelles Planungsinstrument und wird in enger Abstimmung mit Stadt, Zivilgesellschaft und Fachplanenden weiterentwickelt. Teilmaßnahmen gehen bereits in konkrete Umsetzung über und schaffen erste prototypische Interventionen.

Das AP5 gliedert sich in folgende Teilbereiche:

AP 5.1 – Lokale Akteure und Nachbarschaft
AP 5.2 – Stoffkreisläufe und Energieinfrastruktur
AP 5.3 – Ökologische Potenziale und Herausforderungen
AP 5.4 – Städtebauliche Szenarien, Raumbild und Rahmenplan
AP 5.5 – Realisierung von Zeichen – NEB Placemaking
AP 5.6 – Umsetzung von Teilvorhaben im Quartier

Project impressions

Criteria according to the NEB_Compass

Ambition III – integrieren
Im höchsten Anspruch des NEB-Prinzips »Schön« wird dieses Prinzip am ZEKIWA-Areal als integrative Praxis verstanden, die ökologische Verantwortung, soziale Teilhabe und technische Funktionalität zu erfahrbaren, zugänglichen und identitätsstiftenden Räumen vereint. Das Reallabor Zekiwa Zeitz entwickelt architektonische sowie städtebaulich-freiräumliche Szenarien nicht nur als Entwurfsstudien, sondern als Werkzeuge zur Befähigung aller Akteur:innen, die Zukunft des ZEKIWA-Areals aktiv mitzugestalten. Aus den Entwurfs-Reallaboren der Masterstudiengänge Architektur an der Hochschule Anhalt ist eine breite Palette an Um- und Ausbauszenarien im Sinne einer Leistungsphase 0 hervorgegangen, die entlang der NEB-Kriterien mit besonderem Fokus auf ästhetische Qualität systematisch evaluiert und in Demonstratoren überführt wird. So werden Gestaltungskompetenzen aus dem Projekt unter realen Rahmenbedingungen und Evaluierungskriterien in den Alltag getragen: Evaluierung von Möglichkeiten an realen Bedürfnissen statt Entscheidungen und Beeinflussungen von oben nach unten. Die Steigerung von Zugänglichkeit und Aufenthaltsqualität macht den Ort unmittelbar erlebbar und stärkt das Quartier. Höchste Ansprüche an Materialität, Oberfläche und technische Anlagen zeigen sich exemplarisch an den Fassaden des Nebengebäudes Nr. 042 und formulieren eine neue ästhetische Haltung gegenüber technischer Funktionalität. Im Freiraum der Brache und im „Raum der Möglichkeiten“ wird auf einfache, robuste, wartungsarme Lösungen gesetzt, die mit geringem technischem Aufwand realisiert und in Zusammenarbeit mit jungen Menschen, Schulen und lokalen Initiativen weiterentwickelt werden—bis hin zu räumlichen Zeichen, Mikroarchitekturen und Pflanzflächen. Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft werden als ästhetische Erfahrung sichtbar: Recycling-Materialien, Reparaturspuren, modulare Fügungen und Vegetationsbilder erzählen die Herkunft und Zukunft der Dinge. Transfer-Residenzen für Kunstschaffende bündeln diese Praxis, schärfen den Nachhaltigkeitsdiskurs und vernetzen das Areal mit Stadträumen, Schulen und Nachbarschaften. Auf diese Weise wird Zeitz zu einem Ort der Werteevolution/wandel: Ästhetische Entscheidungen entstehen im Dialog mit Öffentlichkeit, Verwaltung und Praxispartnern, werden in Rituale und Routinen der Pflege und Nutzung überführt und verankern so eine Recycling-Baukultur als dauerhaftes, identitätsstiftendes Leitbild—analog wie digital, lokal und international anschlussfähig. Die Dimension „Restructuring values“ wird im Sinne eines prozessualen Arbeits- und Erfahrungsprozesses verstanden, welche in Wechselwirkung zwischen interdisziplinären Planungsteams, Institutionen und der Bevölkerung adaptive Zielsetzungen hervorbringt. Diese werden explizit als responsiv, wandelbar und im Prozess begriffen und nicht als vorstrukturierte Zielsetzung, die ein unangebrachtes Machtgefälle zwischen Wissenden und zu Belehrenden voraussetzen. Im Sinne von „Enabling creation“ werden experimentelle Planungs- und Realisierungsprozesse sichtbar gemacht und gezielt durch künstlerische Beteiligung, partizipative Formate in der Bürger:innen-App sowie im Freiraum unterstützt. Diese Strukturen fördern aktiv die Integration nachhaltiger Prinzipien und stärken die Rolle der Kunst als Impulsgeber für einen zukunftsfähigen Stadtwandel.
Ambition II – den Kreislauf schließen

Ressourcennutzung
Im Reallabor ZEKIWA Zeitz werden die großen Potenziale der nichttragenden Bauteile adressieren – also Innenausbau und Fassaden – als niederschwellige Testfelder für kreislauffähige Baustoffe. Während die Tragstruktur häufig stark reguliert ist, erlauben diese Bauteilgruppen es, Bauelemente aus wiederverwendetem Abbruchmaterial mit vergleichsweise geringem baurechtlichem Aufwand praxisnah zu erproben. Die dafür benötigten (Sekundär)rohstoffe werden weitestgehend regional bezogen, um Transportwege zu minimieren und die Wertschöpfung lokal zu gestalten. Innovative Materialsysteme werden entwickelt und systematisch getestet. Konkret entwickelt die Hochschule Anhalt Materialsysteme aus Rezyklaten (Sekundärrohstoff, der mit Recyclingverfahren aus Abfällen entsteht) für den Innenausbau, darunter Ersatzlösungen für gipshaltige Wandbekleidungen auf Basis von Rezyklaten. Ergänzend entstehen mineralisch gebundene, semitransparente Platten aus recyceltem Glasbruch für Vorhangfassadenelemente und Innenbauteile, die lokales Bruchglas qualifiziert in hochwertige Anwendungen überführen. Im Freiraum untersuchen wir, wie sich Ressourcenverbräuche durch den konsequenten Einsatz ressourcenschonender lokaler als auch rezyklierter Materialien weiter senken lassen – etwa durch einfache, robuste Konstruktionen mit modularen Fügungen und reparaturfreundlichen Details. Für die bauliche Revitalisierung werden Material-Potenziale für Konstruktion und Dämmung aus regionalen, nachwachsenden und recycelten Baustoffen erhoben und bewertet. Parallel prüfen wir Vereinfachungen im Regelwerk, einschließlich der aktuell diskutierten Gebäudeklasse E, um Wieder- und Weiterverwendung praktikabel zu machen. Die Stadt Zeitz verknüpft diesen Kurs mit ihrer klimaneutralitätsorientierten Stadtentwicklung: Bestandsgebäude und Brachflächen werden bevorzugt reaktiviert, Baumaterialien wiederverwendet und so die graue Energie der Substanz erhalten. Wo Eingriffe nötig sind, werden sie minimal und lebenszyklusgerecht ausgelegt und grundsätzlich mit erneuerbaren Energien zusammen gedacht.

Kreislaufwirtschaft
Ein Schwerpunkt liegt auf lokalen, umweltschonenden Lösungen für die industrielle Fertigung von Objekteinheiten und Möbeln. Hier werden umweltverträgliche Materialien und lokale Produktionsmethoden zur Re-Regionalisierung der Wertschöpfung eingesetzt. Ziel sind demontier- und reparierbare Produkte im Sinne des Kreislauf-Designs, die Nutzungsdauer verlängern, Rückbau erleichtern und Materialkreisläufe schließen. Der Einsatz großformatigen 3D-Drucks dient der Optimierung von Produktionsprozessen und leistet zugleich Beiträge zur Reduktion von Kosten, Abfall und Emissionen – insbesondere bei Prototypen und Kleinstserien, in denen ressourceneffiziente Geometrien und Werkstoffsparsamkeit unmittelbar wirksam werden. Zur Umsetzung einer regionalen Kreislaufwirtschaft baut die Hochschule Anhalt mit Web-, Bildverarbeitungs- und KI-Technologien aus: Es entsteht eine Materialdatenbank als Instrument zur Erfassung und Qualifizierung vorhandener Materialien und Produktionsabfälle in der Region. Mithilfe automatischer Bilderkennung wird die Identifikation von Materialarten, Qualitäten und Mengen effizient; entsprechende Datensätze werden in präzise Wiederverwendungspfade überführt. Die Integration in die Bürger:innen-App ermöglicht bürgernahe, partizipative Nutzung – von der Materialsuche bis zur Vermittlung an Projekte im Quartier. So entsteht eine wegweisende Plattform, die regionale Stoffkreisläufe sichtbar macht, Re-Regionalisierung fördert und CO₂-Emissionen senkt. Flankierend erarbeiten wir Prozess- und Entwurfsleitlinien für demontagefähige, reparierbare Produkte und Bauteile, damit Kreislaufprinzipien vom Entwurf bis in Betrieb und Rückführung konsistent umgesetzt werden können.

Klimaanpassung
Zur Klimaanpassung untersucht das Verbundprojekt Grünfassaden als adaptive Wärmedämmung für den ungedämmten Bestandsbau. Im Fokus stehen die Einstellbarkeit des Wärmedurchgangs in Abhängigkeit vom Feuchtigkeitsgehalt der Fassade sowie trockenheitsresistente Bepflanzungen für die Wintermonate. Ein zentraler Hebel ist die Reduktion der Wärmeleitung durch geringere Bewässerung bzw. geringere Dichte; die Wirksamkeit wird an vergleichbaren Fassadenfeldern mit unterschiedlichen Substraten und Pflanzkombinationen experimentell erprobt. Auf Basis eines bauphysikalischen und botanischen Monitorings werden die pflanzlichen Lebensbedingungen schrittweise optimiert, um Sommerhitze und Strahlungsspitzen abzufedern und zugleich Biodiversität zu fördern. In den Freiflächen werden ergänzend multicodierte Energieflächen (unterschiedliche Interessenlagen der Nutzer) entwickelt, die solarenergetische Nutzung mit freiraumplanerischen, klimaadaptiven und biodiversitätsfördernden Maßnahmen koppeln. Für das Nebengebäude Nr.: 42 werden Lösungen zur Wärmeversorgung – u. a. Energiespeicher, Dachsanierung mit Solarenergie, energetische Optimierung von Raum- und Nutzungsstrukturen sowie Fassadenmaßnahmen – so ausgelegt, dass sie den Anforderungen des neu zu gestaltenden Stadtquartiers gerecht werden. Perspektivisch können diese Bausteine als Grundlage einer kommunalen Nahwärmeversorgung für Gebäude Nr.: 52, die umliegenden Wohngebäude und das gesamte ZEKIWA-Gelände dienen. Damit werden Kreislaufwirtschaft und Klimaanpassung funktional verknüpft: regenerative Energiepfade stützen den zirkulären Umbau, während naturbasierte Lösungen die Resilienz des Quartiers erhöhen.
Ambition III – Transformieren

Im höchsten Anspruch des NEB-Prinzips »Gemeinsam« bündelt ein inklusives Miteinander die Verantwortung aller Akteur:innen und ermöglicht – durch geeignete Beteiligungsformate und -tools sowie die Präsenz von Künstler:innen und Bauhaus-Agent:innen als ansprechbare Begleiter:innen – mündige Entscheidungen im Strukturwandel, fördert geteilte soziale Werte, stärkt gesellschaftliche Entwicklungen und kollektives Wachstum und eröffnet neue Wege des gemeinsamen Lebens.

Beteiligung
Im Reallabor ZEKIWA Zeitz wird eine Vielzahl partizipativer Ansätze und Kooperationsformate auf unterschiedlichen Ebenen praktisch umgesetzt, um durch die kreative Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Gestaltung, Stadtgesellschaft und Verwaltung neue Perspektiven für Transformationsprozesse zu eröffnen und Beteiligung nicht nur über Information und Mitentwicklung, sondern als organisierte gemeinsame Verantwortung und aktive Mitgestaltung erlebbar zu machen. Über partizipative Verfahren zur Mitbestimmung wird demokratische Beteiligung motiviert und Beteiligungsformate erprobt. Ansätze zur „Self-Governance“ werden initiiert, eine vollständige Umsetzung erfordert realistischerweise mehr Zeit. Es entsteht in jedem Fall ein Fundament für eigenverantwortliche, zukunftsfähige Strukturen. Die Formate – Akteurswerkstätten, Transfer-Residenzen, der „Raum der Möglichkeiten“ und die Bürger:innen-App – bilden dafür mittel- bis langfristige Infrastrukturen der Teilhabe. Stipendiat:innen fungieren als Motoren eines kontinuierlichen Gestaltungsprozesses; sie werden von Bauhaus-Agent:innen, der Hochschule Anhalt und dem NEB-Netzwerk begleitet und mit lokalen Akteuren verknüpft. So entstehen verabredete Routinen: gemeinsam entwickelte Pflege- und Nutzungspläne, transparente Vergaben von Pflege-Slots und Materialzugängen, dokumentierte Entscheidungswege sowie sichtbare Co-Autorschaft an Freiraum- und den Gebäuden Nr.: 42 und 52. Die visuelle und inhaltliche Aufbereitung von Um- und Ausbauszenarien sowie die städtebaulichen und freiraumbezogenen Entwicklungsansätze werden in Werkstattformaten, als Materialsammlung und über den Digitalen Zwillsing iterativ weitergeführt – als laufende Praxis, nicht als Einzelereignis. Die App schafft dazu eine niedrigschwellige, mehrsprachige und barrierearme Schnittstelle zwischen Bevölkerung, lokalen Unternehmen und Verwaltung und stützt eine transparente, verlässliche Zusammenarbeit. Damit wird Beteiligung institutionalisiert: Sie stiftet soziale Sicherheit, verankert faire Ressourcenteilung und Repräsentanz und bereitet die Übergabe von Verantwortung an lokale Strukturen vor. In Summe erfüllt das Projekt die Kriterien von Ambition III (transformieren), weil es neue Alltagsweisen etabliert – Teilen, Reparieren, Wiederverwenden – und sie über verbindliche Abläufe und Zuständigkeiten im Quartier fest verankert. Stipendiat:innen bilden als Hauptakteure einen zentralen Motor für den kreativen Diskurs zur Nachhaltigkeit. Sie werden im Rahmen von „Transfer-Residenzen“ gefördert und entwickeln gemeinsam vor Ort in Zeitz innovative Ideen für eine lebenswerte Zukunft. Bauhaus-Agent:innen, die Hochschule Anhalt sowie das NEB-Netzwerk Sachsen-Anhalt unterstützen die Stipendiat:innen durch gestalterische und künstlerische Impulse, wodurch neue Narrative und Gestaltungsmöglichkeiten erprobt werden. Lokale Akteure und Initiativen der Stadt Zeitz sind aktiv in die Projektstruktur eingebunden. Sie bringen ihre Perspektiven, Ressourcen und Netzwerke ein, um tragfähige Infrastrukturen für langfristige Veränderung zu schaffen. Formate wie „der Raum der Möglichkeiten“ ermöglichen dabei gemeinsame Strategien zwischen lokalen Akteuren, Stipendiat:innen und Projektpartnern. Die breite Öffentlichkeit, insbesondere die Bürgerschaft in Zeitz und der Region, wird durch Formate wie Workshops, Diskussionsrunden und kollaborative Projekte unmittelbar beteiligt. Der generationenübergreifende und vorurteilsfreie Austausch soll Mut, Neugier und Engagement für einen sozialgerechten und ökologisch verantwortungsvollen Wandel fördern. Ein wichtiges Werkzeug für dessen Umsetzung ist die von der Hochschule Anhalt entwickelte Bürger:innen-App, die eine digitale Ebene zur aktiven Mitgestaltung eröffnet. Durch die Etablierung digitaler Schnittstellen zwischen der Bevölkerung, lokalen Unternehmen und Verwaltungsstrukturen werden eine transparente Kommunikation und aktive Teilhabe an urbanen Gestaltungsprozessen gefördert. Die visuelle und inhaltliche Aufbereitung von Um- und Ausbau-Szenarien für die ZEKIWA-Bestandsgebäude sowie die städtebaulichen und freiraumbezogenen Entwicklungsansätze dienen als Grundlage für kollaborative Entwurfsprozesse. Sie werden in Werkstattformaten, als Materialsammlung und über den digitalen Zwilling mit diversen Akteuren und Zielgruppen diskutiert und weiterentwickelt. Die initiierten Akteurswerkstätten binden die unterschiedlichen Gruppen innerhalb der Stadtgesellschaft mit ein. Sie diskutieren Reaktivierungspotenziale der ZEKIWA-Brache, erarbeiten Nutzungsideen und bringen Vorschläge für eine ressourcenschonende Kreislaufwirtschaft in den Prozess ein. Dabei werden unterschiedliche Formate der Beteiligung getestet.

Wissenstransfer
Wissenstransfer und -sicherung sind tragende Säulen des Projekts und werden so organisiert, dass sie über das Projekt hinaus tragen. Die enge Verzahnung der Arbeitspakete ermöglicht einen stabilen Transfer innerhalb des Projekts und zu regionalen Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Kultur, Administration und Bürgerschaft. Eine Begleitforschung ordnet die Prozesse im Reallabor wissenschaftlich ein und spiegelt sie mit europäischen NEB-Initiativen; sowohl technische als auch soziale Innovationen in Zeitz werden mit Perspektiven an Standorten wie Magdeburg, Berlin und Brüssel verglichen. Der Gesamtprozess wird über eine wirkungsorientierte Steuerung mit Einflussevaluation geführt und laufend nachgesteuert. Ein strukturiertes Dokumentationssystem hält Fortschritte, Ideen und Ergebnisse fest (Berichte, Protokolle, multimediale Aufzeichnungen) und unterstützt die Koordination. Ergebnisse werden aktiv kommuniziert und öffentlich zugänglich gemacht – über Ausstellungen, Präsentationen, Publikationen, digitale Plattformen, Social Media und öffentliche Veranstaltungen. Für gemeinschaftliche Gestaltungsprozesse werden Text-, Bild- und Planungsmaterialien aufbereitet und veröffentlicht; Aus den Arbeitspaketen Möbelinnovationen, Energiesysteme, TGA und den Materialinnovationen und fließt das Know-how zu nachhaltigen Fertigungstechnologien in Ausbildung von Handwerk und Industrie zurück. Die Stadt Zeitz stellt mit dem „Raum der Möglichkeiten“ sowie Stakeholder-Treffen und Abstimmungsprozessen eine Plattform für Austausch, Beratung und Finanzierung bereit; die Dokumentation erfolgt diskriminierungsfrei. Ergänzend werden durch die Ansätze für das Lernen mittels der Übertragung von Inhalten und des integrierten Lernens entwickelt; sämtliche Veranstaltungen werden dokumentiert, redaktionell ausgewertet und in das NEB-Online-Archiv der Martin Luther Universität (MLU) eingepflegt. Ergebnisse aus dem Bauhausagent:innen-Programm werden modular für Bildungsträger aufbereitet und in weitere Medien wie „bauhaus machen“ eingespeist; Beiträge wie die Ergebnisse des Summercamps 2026 werden auf einschlägigen Bildungs- und Kulturplattformen veröffentlicht. Durch diese offene, mehrkanalige Wissensinfrastruktur erreicht das Projekt Ambition III: Wissen wird nicht nur geteilt, sondern in replizierbare Formate, Routinen und Lernpfade überführt – und damit strukturbildend für ein solidarisches, zirkuläres Zusammenleben.
Ambition III: mitentwickelnd
Teilhabe wird strukturell verankert (Akteurswerkstätten, App, Co-Design) und führt zu nachhaltigen Routinen des Gemeinschaftsgefühls des Teilens und Wiederverwendens im Quartier. Selbststeuernde Modelle sind perspektivisch angelegt, im Projekt als vorbereitete Übergabeprozesse konzipiert. Wir kombinieren niedrigschwellige Zugänge (barrierearme Formate, einfache Sprache), digitale Beteiligung (Bürger:innen-App) und Co-Creation (Werkstattverfahren, Digital Twin) zu verlässlichen Teilhabe-Strukturen. Öffentliche Formate und Lernpfade (Schulen, Ausbildung, Handwerk, Kultur) stärken soziale Sicherheit und Repräsentanz; gemeinsam gepflegte Freiräume fördern kooperative und kollaborative Verwaltung. So entsteht kollektive Verantwortung für Ressourcen und Orte – Grundlage für neue Alltagspraktiken jenseits des Einzelprojekts.

Im Reallabor ZEKIWA Zeitz werden partizipative Formate auf mehreren Ebenen praktisch umgesetzt. Ziel ist es, kreative Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Gestaltung, Stadtgesellschaft und Verwaltung zu ermöglichen. Stipendiat:innen entwickeln im Rahmen von „Transfer-Residenzen“ gemeinsam mit lokalen Akteuren vor Ort in Zeitz innovative Ideen für eine lebenswerte Zukunft. Die Bevölkerung wird über Workshops, Diskussionsrunden und digitale Formate wie die Bürger:innen-App der Hochschule Anhalt in Planungsprozesse einbezogen. Auch die visuelle und inhaltliche Aufbereitung von Um- und Ausbauszenarien dient der Beteiligung: Diese werden über Werkstattformate, den Digital Twin und öffentlich zugängliches Planungsmaterial kollaborativ weiterentwickelt. Akteurswerkstätten binden verschiedene Gruppen der Stadtgesellschaft in die Entwicklung von Ideen und Reaktivierungspotenzialen für die ZEKIWA-Brache ein. Dabei werden unterschiedliche Formate der Mitwirkung getestet, um langfristige, gemeinsam getragene Perspektiven zu entwickeln.
Ambition III: global arbeiten
Das Reallabor ZEKIWA ist lokal in Zeitz verankert, adressiert aber mehrere Handlungsebenen: Neben der Einbindung der Bevölkerung und lokaler Initiativen bringt die Stadt Zeitz ihre Verwal-tungsstrukturen aktiv ein und beteiligt sich an Planungs-, Genehmigungs- und Bauprozessen. Regionale Partner aus Wissenschaft, Bildung, Kunst und Kultur wirken mit. Über die Martin Luther Universität werden europäische Netzwerke aufgebaut und der Vergleich mit anderen NEB-Initiativen hergestellt. Der gesamte Forschungsprozess wird wissenschaftlich begleitet, u. a. durch das NEB-Archiv und sogenannte Einflussevaluation, die eine Bewertung und Weiterentwicklung des Projekts ermöglichen. Durch Bildungsangebote, wie das geplante inter-nationale „Summercamp 2026“, entsteht eine Plattform für intergenerationellen Austausch und europäische Perspektiven auf Nachhaltigkeit und Strukturwandel.
Ambition III: überdisziplinär
Das Projekt bringt Fachleute aus Architektur, Stadtplanung, Kunst, Technik, Bildung, Verwaltung und Zivilgesellschaft zusammen. In fünf Arbeitspaketen werden technische, soziale, kulturelle und ökologische Aspekte des Strukturwandels bearbeitet und dabei formales als auch nicht-formales Wissen generiert. Im Reallabor werden durch die Hochschule Anhalt neue Materialien und digitale Werkzeuge entwickelt. Die Stiftung Bauhaus Dessau bringt dabei künstlerisch-gestalterische Bildungsformate mit ihren „Akteurswerkstätten“ein. Die Stadt Zeitz schafft mit dem „Raum der Möglichkeiten“ Räume für Austausch, Entwicklung und Umsetzung. Die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle fördert mit ihren „Transfer-Residenzen“ den Zugang zu Nachhaltigkeit über ästhetische und künstlerische Prozesse.

Durch diese transdisziplinäre Struktur wird Wissen aus unterschiedlichen Kontexten zusammengeführt – von der kreativen Idee bis zur baulichen Umsetzung – und ermöglicht eine integrative, anwendungsnahe Entwicklung neuer Modelle für das Bauen, Leben und Arbeiten der Zukunft.
NEB Kompass ZEKIWA
This is how it works:
NEB-Compass (PDF)

Durchführung

Verwendete Tools mit Darstellungen des Arbeitsprozesses

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